Hitze und Arbeitsschutz (2025)

Hitze und Arbeitsschutz sind bei sommerlich hohen Temperaturen ab 26 Grad Celsius ein Grund, um Maßnahmen zum Schutz der Arbeitnehmer zu ergreifen. Zu den möglichen Maßnahmen zählen die Bereitstellung von Getränken, flexible Arbeitszeiten sowie technische Lösungen wie Klimaanlagen. Arbeitgeber haben die Pflicht, die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu schützen und über Risiken aufzuklären. Anpassungen in der Arbeitsorganisation wie zusätzliche Pausen sind ebenfalls erforderlich, um die Arbeitsbedingungen bei hohen Temperaturen zu verbessern.

Hitze und Arbeitsschutz: Rechtliche Grundlagen

Die Maßnahmen zum Arbeitsschutz bei sommerlicher Hitze basieren auf mehreren rechtlichen Grundlagen:

  • Das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) verpflichtet Arbeitgeber, die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten zu gewährleisten. Insbesondere müssen Gefährdungen für Leben und Gesundheit vermieden und verbleibende Risiken minimiert werden. Dies schließt auch die Notwendigkeit ein, bei hohen Temperaturen geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
  • Die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) regelt die Anforderungen an die Gestaltung von Arbeitsplätzen. Sie schreibt vor, dass in Arbeitsräumen eine gesundheitlich zuträgliche Temperatur herrschen muss. Die Verordnung legt fest, dass die Raumtemperatur 26 Grad Celsius nicht überschreiten sollte, und bei Temperaturen über 35 Grad muss der Arbeitgeber Maßnahmen ergreifen.
  • Technische Regeln für Arbeitsstätten (ASR A3.5) konkretisieren die Anforderungen der ArbStättV und definiert die zulässigen Temperaturgrenzen in Arbeitsräumen. Sie unterscheidet zwischen verschiedenen Temperaturstufen und gibt Empfehlungen für Maßnahmen, die bei Überschreitung dieser Werte zu ergreifen sind. Diese Regeln haben zwar Empfehlungscharakter, werden jedoch häufig als Maßstab für die Einhaltung des Arbeitsschutzes herangezogen.
  • Dienstrecht im BGB und Fürsorgepflicht des Arbeitgebers: § 618 BGB verpflichtet Arbeitgeber, Arbeitsräume und -geräte so zu gestalten und zu unterhalten, dass Arbeitnehmer vor Gesundheitsgefahren geschützt sind. Dies umfasst auch Maßnahmen gegen hohe Raumtemperaturen. Fenster, Oberlichter und Glaswände sollten mit Sonnenschutzsystemen ausgestattet werden, um eine Erhöhung der Raumtemperatur über 26°C zu vermeiden. Zusätzlich sollten Ventilatoren, Lüfter oder Klimageräte bereitgestellt und ausreichend Getränke angeboten werden, insbesondere für gesundheitlich vorbelastete oder besonders gefährdete Mitarbeiter.

Juraforum.de-Tipp: Im Arbeitsschutz versteht man unter Raumtemperatur die vom Menschen wahrgenommene Temperatur. Diese wird nicht allein durch die Lufttemperatur beeinflusst, sondern auch durch die Temperaturen der umgebenden Flächen wie Fenster, Wände, Decken und Fußböden. Im Gegensatz dazu bezieht sich die Lufttemperatur auf die Temperatur der Luft, die den Menschen umgibt, ohne Berücksichtigung von Wärmestrahlung.

Rechtliche Konsequenzen

Wenn Sie als Arbeitgeber versäumen, angemessene Schutzmaßnahmen gegen Hitze zu ergreifen, können verschiedene rechtliche Konsequenzen drohen:

  1. Bußgelder: Verstöße gegen das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und die Arbeitsstättenverordnung können mit Bußgeldern geahndet werden. Diese liegen in der Regel zwischen 500 und 5.000 Euro, können jedoch in schwerwiegenden Fällen auch höher ausfallen.
  2. Haftung bei Unfällen: Sollte es aufgrund unzureichender Schutzmaßnahmen zu einem Unfall oder einer Erkrankung kommen, kann der Arbeitgeber haftbar gemacht werden. Dies kann zu Schadensersatzforderungen von betroffenen Mitarbeitern führen.
  3. Freiheitsstrafen: In besonders schweren Fällen, insbesondere wenn vorsätzlich oder grob fahrlässig gegen die Arbeitsschutzvorschriften verstoßen wird, sind auch Freiheitsstrafen möglich.
  4. Betriebseinstellungen: Die zuständigen Behörden können im Extremfall den Betrieb vorübergehend stilllegen, bis die Mängel behoben sind. Dies kann erhebliche wirtschaftliche Folgen für Ihr Unternehmen haben.
  5. Reputationsschäden: Neben rechtlichen Konsequenzen kann ein Versäumnis im Arbeitsschutz auch zu einem Verlust des Vertrauens bei Mitarbeitern und der Öffentlichkeit führen, was langfristige Auswirkungen auf die Unternehmenskultur und die Mitarbeiterbindung haben kann.

Hitze und Arbeitsschutz: Maßnahmen des Arbeitgebers

Temperaturgrenzen und Maßnahmen

  • Maximale Raumtemperatur: Die Raumtemperatur in Arbeitsräumen sollte 26 Grad Celsius nicht überschreiten. Bei Außentemperaturen über 26 Grad ist eine höhere Temperatur nur zulässig, wenn das Gebäude gut isoliert ist und geeignete Schutzmaßnahmen getroffen werden.
  • Arbeiten bei extremer Hitze: Bei Temperaturen über 30 Grad muss der Arbeitgeber aktiv werden, um die klimatischen Bedingungen zu verbessern. Dies kann durch Maßnahmen wie nächtliches Lüften, den Einsatz von Kühlaggregaten oder das Entfernen von wärmeproduzierenden Geräten geschehen. In Räumen mit über 35 Grad darf nicht gearbeitet werden.
  • Getränke und Pausen: Arbeitgeber sind verpflichtet, ihren Mitarbeitern ausreichend und kostenlos Getränke zur Verfügung zu stellen. Zudem müssen Pausen in schattigen Bereichen ermöglicht werden, um den Beschäftigten eine Erholung von der Hitze zu bieten.

Hitze und Arbeitsschutz: Gefährdungsbeurteilung

Arbeitgeber müssen eine Gefährdungsbeurteilung durchführen, um die Risiken durch Hitze zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Diese Beurteilung ist ein zentrales Instrument, um sicherzustellen, dass die Arbeitsbedingungen gesundheitlich unbedenklich sind.

Flexible Arbeitszeiten

Je nach den Gegebenheiten im Betrieb können Arbeitszeiten angepasst werden, um die Belastung durch Hitze zu minimieren. Beispielsweise kann die Arbeit in die kühleren Morgenstunden verlegt oder längere Pausen eingeplant werden.

Bewertung und Wirksamkeit der Maßnahmen überprüfen

Die Erfahrung zeigt, dass Maßnahmen gegen Hitze am Arbeitsplatz am wirksamsten durch Kombination verschiedener Methoden sind. Evaluiert kann die Wirksamkeit werden durch:

  • Regelmäßige Mitarbeiterbefragungen und Gesundheitschecks bieten wertvolle Einblicke in das Wohlbefinden und die Gesundheit der Mitarbeiter.
  • Kontinuierliche Temperaturmessungen und die Analyse von Produktivitätsdaten ermöglichen eine objektive Bewertung der klimatischen Bedingungen und ihrer Auswirkungen auf die Arbeitsleistung.
  • Direkte Beobachtungen und Feedback von Sicherheitsfachkräften unterstützen die Überprüfung der Maßnahmen im Arbeitsalltag, während die Dokumentation von Hitzetagen und die Analyse langfristiger Trends zur Nachhaltigkeit und Effektivität beitragen.
  • Der Abgleich mit rechtlichen Vorgaben sichert die Konformität der Maßnahmen und Schulungen zur Sensibilisierung und fördern das Engagement der Mitarbeiter.

10 beispielhafte Maßnahmen zum Schutz der Arbeitnehmer vor starker Hitze

Um Arbeitnehmer bei starker Hitze zu schützen, können Arbeitgeber eine Vielzahl von Maßnahmen ergreifen:

  1. Alle verfügbaren Beschattungsmöglichkeiten wie Jalousien oder Rollos nutzen, um direkte Sonneneinstrahlung in Arbeitsräumen zu vermeiden.
  2. Regelmäßiges Lüften fördern, um die Raumtemperatur zu senken. Ventilatoren können ebenfalls bereitgestellt werden, um die Luftzirkulation zu verbessern.
  3. Arbeitgeber können kostenlose, alkoholfreie Kaltgetränke zur Verfügung stellen und die Mitarbeiter auf die Notwendigkeit einer erhöhten Flüssigkeitszufuhr hinweisen.
  4. Zusätzliche Pausen in schattigen Bereichen oder klimatisierten Räumen ermöglichen, um den Beschäftigten eine Erholung von der Hitze zu bieten.
  5. Die Arbeitszeiten so anpassen, dass die heißesten Stunden des Tages gemieden werden, beispielsweise durch einen früheren Arbeitsbeginn oder längere Pausen.
  6. Kleine, fensterlose Räume können als Entwärmungsräume genutzt werden, in denen Mitarbeiter sich kurzfristig abkühlen können.
  7. Arbeitgeber können geeignete Hitzeschutzkleidung zur Verfügung stellen, um die körperliche Belastung zu reduzieren.
  8. Es ist wichtig, dass Arbeitgeber die Mitarbeiter über die Hitzeproblematik und die ergriffenen Maßnahmen informieren, um das Bewusstsein zu schärfen und die Akzeptanz zu erhöhen.
  9. Bei extremer Hitze können die Arbeitsaufgaben so angepasst werden, dass weniger körperlich belastende Tätigkeiten priorisiert werden.
  10. Arbeitgeber können regelmäßige Gesundheitschecks anbieten, um mögliche hitzebedingte Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Fazit Hitze und Arbeitsschutz

Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, Maßnahmen zum Schutz der Arbeitnehmer bei sommerlicher Hitze zu ergreifen. Diese umfassen die Bereitstellung von Getränken, flexible Arbeitszeiten und technische Lösungen wie Klimaanlagen. Zu den rechtlichen Grundlagen zählen das Arbeitsschutzgesetz, die Arbeitsstättenverordnung und die technischen Regeln für Arbeitsstätten, die spezifische Temperaturgrenzen und Maßnahmen vorschreiben. Bei Nichteinhaltung drohen Bußgelder, Haftung bei Unfällen und sogar Betriebseinstellungen. Arbeitgeber sollten durch regelmäßige Gefährdungsbeurteilungen, Temperaturmessungen und Mitarbeiterbefragungen die Wirksamkeit ihrer Maßnahmen überprüfen und gegebenenfalls anpassen, um die Gesundheit und Produktivität der Mitarbeiter zu gewährleisten.

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